Schlagwort-Archive: Gemälde

Usedom: Auf den Spuren des Naheliegenden

Er ist ein genauer Beobachter seiner Umgebung. Am liebsten sind ihm Motive aus seiner Heimat Ahlbeck auf der Ostseeinsel Usedom. Ein Treffen mit Volker Köpp in seiner Ahlbecker Galerie.

Etwas versteckt liegt das weiße Haus mit den Sprossenfenstern und dem kleinen Vorgarten im alten Siedlungskern der Ahlbecker Fischer: Talstraße 13, Sitz der Galerie Volker Köpp in einer denkmalgeschützten Fischerkate. Hinterm Ladentisch erwartet der Usedomer Maler seine Besucher – weiße Hose, dunkelblaues kurzärmliges Hemd, frisch gekämmt. Er beobachtet, wartet ab, schweigt. Helle Holzdielen zieren den Boden, an den weißen Wänden hängen Radierungen und Ölgemälde, von klein bis groß, Stilleben, Landschaften, Häuser, Porträts. Einige Werke stehen am Sockel. In der Mitte führt eine Wendeltreppe zum Arbeitsraum.

Volker Köpp in seiner Galerie auf Usedom

Volker Köpp in seiner Galerie auf Usedom

„Ich male ja immer das Naheliegende“, sagt Volker Köpp wie selbstverständlich und langsam zeichnet sich in seinem Gesicht ein freundliches Grinsen ab. „Man kommt einfach nicht drum herum“, fügt er lapidar hinzu. So stammen die meisten seiner Motive aus den drei Seebädern der Insel – Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Auch das Hinterland ist vor seinem Pinselstrich nicht sicher. Vieles sei „banal“ meint er, man müsse nur einen Zugang finden und einen bestimmten Blick entwickeln. „Ausprobieren und ausloten“ gehört zu seiner täglichen Arbeit. Wie das Bild mit dem alten Fischerschuppen und den Angelruten davor. Gut 25 Fischer hätten in den Schuppen früher ihre Gerätschaften untergebracht, der Strand war voll davon. Jetzt haben die Schuppen aus den 1920er und 30er Jahren scheinbar keinen Wert mehr. Für Volker Köpp schon, er sucht die „besondere Patina“, das spezifische darin. Er findet es „zu schade“, wenn es verschwindet. „Ich will es festhalten“, betont der freiberufliche Maler, der stets etwas zum Zeichnen dabei hat.

Käufer schätzen ihn für seine Geradlinigkeit

„Man muss gucken und aufgeregt sein“, so seine Devise. Auch wenn ihm das, was er seit der Wende auf Usedom sieht, oft viel zu bunt erscheint. Für ihn ist die Ostseeinsel cremesandig, blaugrau und vor allem klassisch weiß. „Knalliges Gelb mit rosa funktioniert einfach nicht“, zeigt Maler Köpp seine ästhetischen Schmerzgrenzen auf. Ändern und arrangieren ja, aber bei bestimmten Formen und Farben sei Schluss. „Da bin ich einfach nicht mehr aufgeregt.“ Für diese Geradlinigkeit schätzen ihn seine Käufer, die von überall her kommen. Nicht nur aus dem Inland, auch aus der Schweiz oder den USA. Oft sind es Empfehlungen, manche Käufer finden den Weg in die Galerie auch zufällig. Etwa ein Paar mit Tochter, die sich für ein Kinder-Porträt interessierten. „Was lag näher als die leibhaftige Tochter selbst zu malen“, erzählt der 60-jährige.

Ein bisschen wie damals in der DDR. Als Volker Köpp nach seiner Zeit als Requisiteur am Cottbuser Theater und dem folgenden Hochschulstudium für Malerei und Grafik in Dresden mit frischem Diplom in der Tasche wieder zurück in die Heimat kam. Da malte er nachts im örtlichen Restaurant Porträts. Ein Freund spielte dazu auf dem Akkordeon. „So verdienten wir unseren Lebensunterhalt.“, erinnert sich der Ahlbecker. Noch bevor die Mauer fiel, ging der Künstler 1989 über Prag in den Westen. Drei Jahre arbeitete er in einer Werbeagentur in Osnabrück. Dann zog es ihn wieder zurück auf die Insel um seinem Bruder zu helfen, der ein Hotel eröffnete. Die „Möwe“ machte pleite, Volker Köpp fand die Galerie in der Talstraße und blieb.

Wer sich wandelt wächst daran

Und malte Motive, die ihn nicht mehr loslassen. Solche, die lange zurückliegen und die er sich wieder vor Augen führt. So entstanden aus aufbewahrten Skizzen neue Porträts.
Bei seiner Arbeit orientiert sich der eigenwillige Insulaner nicht an berühmten Vorbildern. Beeindruckt von Modigliani oder Gauguin, ja, aber einem Vorbild nachzueifern, ist nicht seine Art. Er glaubt, dass sich der Stil bei der Arbeit verändert, vorausgesetzt man ist bereit sich selbst zu wandeln. Manchmal ist er auch von sich selbst beeindruckt. Etwa wenn er bei einem Käufer zu Besuch ist und eines seiner Bilder in einem großen Raum an passender Stelle hängen sieht. Dann weiß er, dass er seine „Anlagen ausgeschöpft“ hat und es richtig ist, „sich stets zu verbessern“.

Auch in der Galerie in der Talstraße fallen dem Besucher bestimmte Motive sofort ins Auge. Wer ist etwa die ältere Dame mit dem Stock auf dem Stuhl? „Meine Großmutter vor 23 Jahren“, sagt der Künstler und fügt schmunzelnd hinzu: „Ist doch nahe liegend.“

Mehr Information
Tourismusverband Mecklenburg Vorpommern e.V.
Platz der Freundschaft 1
18059 Rostock
Tel.: +49 (0)381 40 30/550 Fax -555
www.auf-nach-mv.de

Galerie Volker Köpp
Talstrasse 13
17419 Seebad Ahlbeck
Tel. +49 (0)3 83 78/3 23 82
www.galerie-koepp.de