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Peru: Mit dem Paso Peruano auf Pyramidentour

Inkas, Azteken, Mayas und die alten Ägypter prägen unser Bild vergangener Zivilisationen – doch wer kennt schon Caral? Auf einem Ritt durch die nordperuanische Wüste zur ältesten Zivilisation Amerikas und UNESCO Weltkulturerbe taucht man tief ein in die Geschichte der Menschheit.

Alfredo Anduaga wartet schon ungeduldig auf seiner Hacienda Fundo El Olivar. Ein Ritt durch die Wüste steht auf dem Programm – hin zu den Ruinen der ältesten Zivilisation des amerikanischen Kontinents, nach Caral. Er ist stolz auf seine Caballos a Paso Peruano, jene peruanischen Pferde, die tölten. „Sie laufen mit den Vorderbeinen eher seitlich“, erklärt der 63-jährige Fincabesitzer das Phänomen des Töltens. „Eine Art nach außen schwingende Bewegung.“ Er besitzt 45 dieser stolzen Vierbeiner, deren Gang so einzigartig sanft und weich ist, dass sie sich bestens für entspannte Ausritte eignen.

Alfredo Anduago liebt seine Pasos Peruanos

Alfredo Anduago liebt seine Pasos Peruanos

Die temperamentvollen Pferde stehen bereit für den Ritt durch die gleißende Sonne, über den milenario „camino a caral“, einem 5000 Jahre alten Pfad, den „ältesten der Welt“ wie Alfredo ankündigt. Früher wie heute führt der camino zehn Kilometer lang durch eine wüstenähnliche karge Sand- und Dünenlandschaft. Archäologe Iván Ghezzi vom Instituto de Investigaciones Arqueológicas in Lima reitet voraus. Mal im Gang, mal im Trab führt der Ritt über Hügel, Dünen und Täler. Nichts als Sand, wohin man blickt. Am Wegesrand gedeihen achupallas. Sie leben ausschließlich vom Morgenthau, erklärt Alfredo Anduaga und wiegt das zähe Gewächs in seinen Händen.

Nach gut drei Stunden im Sattel führt ein schmaler Pfad eine Anhöhe hinauf. Auf dem Gipfel angekommen breitet sich das fruchtbare Tal des Rio Supe wie eine Oase aus. Der Blick sucht nach Pyramiden, doch von hier sind es noch einige Kilometer bis zu den archäologischen Stätten einer der frühesten Zivilisationen der Welt. Steil mühen sich die Pasos die Anhöhe hinab, ihre Hufen finden auf dem steinigen Geröll nur schwer festen Halt. „Amerikanische Archäologen fanden in diesem Tal im Jahr 2001 Knochen, Trompeten aus Muscheln und Flöten aus Pelikanknochen“, erzählt Iván auf dem Ritt entlang des Flusses, 182 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lima gelegen.

Die Radiokarbon-Methode habe eine exakte Altersbestimmung der organischen Materialien ermöglicht. „Am Ende musste die Geschichte neu geschrieben werden.“ Bis dato habe das 3.000 Jahre alte Chavon de Huántar nahe der Stadt Húaraz in den nördlichen Anden Perus als älteste Zivilisation Amerikas gegolten. Seither sei klar: Vor ca. 4.600 Jahren bauten Menschen auf einer Fläche von etwa 66 Hektar, umrahmt von den Ausläufern der südlichen Cordillera Negra, eine Hauptstadt als Zentrum von 20 umliegenden Städten und Siedlungen.

Das Tal des Rio Supe geht in ein weites Plateau über. Überall sind frei gelegte Bauwerke erkennbar – Stufenpyramiden, Grundmauern von Tempeln und Palästen sowie ein Amphitheater. Sofort fällt die so genannte Große Pyramide mit 160 Meter Länge, 150 Meter Breite und 18 Meter Höhe ins Auge. „Sie ist das Zentrum vergangener Macht“, bestätigt Archäologe Iván. „Die Gebäude dienten zeremoniellen Zwecken und repräsentierten die Herrschaftsklasse“, gibt der Fachmann weitere Einblicke. Man staunt, ist überwältigt und kann es kaum glauben. Unaufhörlich arbeitet die Phantasie – still, einsam und entrückt wirkt die Szenerie. Haben hier die Menschen bei religiösen Anlässen vor den riesigen Tempeln gestanden und ehrfürchtig einem Herrscher gehuldigt? Wie waren sie organisiert? Trieben sie Handel?

„Das Amphitheater zeugt vom kulturell hohen Entwicklungsstand der Menschen von Caral“, klärt Iván auf. Ihre kulturelle Entwicklungsstufe sei denen anderer Kulturen auf dem amerikanischen Kontinent um 1500 Jahre voraus gewesen. Sie hätten damit ein ähnliches Niveau wie die damaligen Gesellschaften in Mesopotamien, Ägypten, Indien und China erreicht. Doch im Unterschied zu diesen sei kein Kontakt zu anderen Hochzivilisationen nachgewiesen. Die Bauwerke und ihre präzise Planung sowie das Netz von Bewässerungskanälen, betont Archäologe Iván, zeugten „von einer gut organisierten Gesellschaft, die von zielstrebigen Regenten geleitet wurde.“

Am Eingang zu den Stätten empfängt eine großes Plakat den Besucher mit den Worten „Bienvenido a la Ciudad Sagrada de Caral“, Willkommen in der heiligen Stadt Caral, darauf zwei Figuren, die den Menschen jener Zeit ins Bild bringen. Ein Weg verbindet alle bisher freigelegten Monumente und erklärt auf Tafeln deren Bedeutung. Für jeden Touristen eine Führung durch die Geschichte der Menschheit. Noch kommen die Besucher vorwiegend aus Peru, weiß der leidenschaftliche Archäologe – die internationale Touristenresonanz sei bisher noch zurückhaltend.

Teil des frei gelegten Caral

Teil des frei gelegten Caral

Dass sich dies bald ändern wird, davon ist Alfredo Anduaga überzeugt. Immerhin ist Caral seit Juli 2009 UNESCO-Weltkulturerbe. Und es ist eines der ersten Projekte in Peru, bei dem die archäologische Forschung mit der einheimischen Bevölkerung und dem Tourismus zusammen gearbeitet hat. „Die Archäologen stellen die Bauern der Region nicht nur als Hilfskräfte zum Ausbuddeln ein“, freut sich Pferdenarr Anduaga. „Sie schaffen langfristige Arbeitsplätze als Touristenführer, Aufsichtspersonal, Handwerker oder Verkäufer.“ Und davon profitiert auch Alfredo Anduaga mit seinen Ausritten auf Pasos Peruanos zu den Pyramiden.

Mehr Information

Ausritte mit Alfredo Anduaga:
www.acaralacaballo.com
www.peru.info

Anreise
Mit KLM von München über Amsterdam nach Lima

Namibia: Vollklimatisiert durch die Wüste

Auch auf Gleisen lässt sich Namibia in all seinen Facetten erkunden – vom Fish River Canyon über die Namib Wüste bis hin zum Etosha Nationalpark. Die Entdeckung der Langsamkeit im Südwesten Afrikas.

Freudestrahlend schweift ihr Blick über die endlos geraden Schienen gen Horizont, wo sich die Bergkette im afrikanischen Abendrot abzeichnet. Dann blickt sie hinüber nach links – zum Lokführer – lacht, gestikuliert und plaudert aufgeregt. Alice Aademar aus Zürich ist Gast im Desert Express und nicht irgendein Gast; sie ist stolze Gewinnerin des Zug-Quiz und fährt jetzt im Cockpit vorne mit, neben Lokführer und Assistenten. Sie hat errechnet, dass die amerikanische GI Lokomotive in den zehn Tagen ihrer Strecke durch weite Teile Namibias etwa 2200 Kilometer zurücklegt – ganz nach alter Manier mit einem Faden über der Landkarte.

Begrüßungscocktail vor dem Start

Begrüßungscocktail vor dem Start

„Genau die richtige Mischung“, lobt Alice Aademar das abwechslungsreiche Programm zwischen Gleis und Canyon. Nach mehrstündiger Exkursion mit dem Bus zum Fish River Canyon über die Pads, jener naturbelassenen Schotter- und Sandstraßen, freut sie sich auf den vollklimatisierten Zug und seine herzliche Besatzung. Zugmanagerin Angela Doëses sorgt dafür, dass die Crew ihre Aufgaben mit viel Charme bewältigt. Die 38-jährige vom Stamm der Tamara war von Anfang an dabei. Die Wagons Springbok, Oryx, Spitzkoppe, Kokeboom oder Weltwitschia, benannt nach Tieren, Pflanzen und Landschaften Namibias, nahmen am 3. April 1998 nach knapp zweijähriger Bauzeit ihren Dienst auf. Seither befördert der Luxuszug Touristen auf dem 3227 Kilometer langen Schienennetz des Landes.

Bordarzt Bunte kümmert sich um die Wehwehchen

Die Gäste kommen vor allem aus Japan, England, Südafrika und Deutschland. „Deutsche mögen es pünktlich und Südafrikaner feiern gern“, weiß Angela um die Eigenschaften ihrer Passagiere. Und wenn es Probleme gibt, hat die Zugmanagerin gut vorgesorgt. An jedem der Bahnhöfe auf der Strecke stehen Mechaniker in Bereitschaft. „So werden mögliche Defekte an der Klimaanlage oder im Sanitärbereich schnell repariert.“ Auch die medizinische Versorgung kommt nicht zu kurz, dafür ist Bordarzt Horst Bunte zuständig. Der Arzt aus Hannover gehört seit vier Jahren zur Crew des Desert Express und versorgt die Patienten bei Erkältungen, Kreislaufproblemen und Magen-Darm-Krankheiten, den häufigsten Wehwehchen an Bord.

Gelb-braune Gräser zieren den ausgedörrten Boden, ein verlassener Bahnhof mit verwaister Bar zieht am Abteilfenster vorbei, einige 100 Meter weiter spielen Kinder nahe am Gleis – sie starren dem Zug winkend nach. „Im Süden des Landes leben nur sieben Prozent der 1,9 Millionen Namibier“, erklärt Inge Hugo, zuständig für die Landeskunde im Desert Express, die verlassene Gegend südlich der Hauptstadt, „in erster Linie von der Viehzucht.“ Zwei Drittel der Bevölkerung besiedeln den wesentlich fruchtbareren Norden. Und weil die ehemaligen Kolonialmächte die Grenzen willkürlich und quer durch Stammesgebiete gezogen hätten, seien im Land die verschiedensten Ethnien ansässig – „ein Vielvölkerstaat“, sagt die temperamentvolle Südafrikanerin mit österreichischen Vorfahren.

Tote Bäume sind bis zu 800 Jahre alt

Kurz nach Sonnenaufgang, um sechs, erreicht der Sonderzug Mariental, von hier kämpft sich der Bus über die Pads in die älteste Wüste der Welt – die Namibwüste, in der Sprache des Stammes der Nama „große Ebene“. Kurz nach dem Eintritt in den Namib-Naukluft-Nationalpark prägen rote Sanddünen die Landschaft, davor Kameldorn- und Anabäume sowie weitere endemische Sträucherarten, die abgestorben und vertrocknet wirken. „Sie schlagen schon nach geringen Regengüssen wieder aus“, beteuert Inge Hugo. In der Ferne grast eine Herde Oryx-Antilopen, das Wappentier Namibias, vereinzelt sieht man Springböcke, die elegant und grazil das Weite suchen. Nur zu erahnen ist das Flussbett des Tsanchab River, der durch den Sesriem Canyon führt – „im März führte er zuletzt Wasser“, weiß die Reiseleitung.

Nach weiteren Kilometern über die vorübergehend asphaltierte Straße ist die Düne 45 erreicht. Sie gehört zum Sossus Vlei, einer Lehmbodensenke, um die sich die bis zu über 300 Meter hohen Dünen gruppieren. „Numeriert werden sie wegen der besseren Orientierung“, erklärt Wüstenliebhaberin Hugo. Der Anstieg auf die Spitze der Düne lohnt sich: von hier schweift der Blick über die weite Dünenlandschaft bis hinüber zum Dead Vlei. „Eine riesige Mulde mit toten Bäumen, die bis zu 800 Jahre alt sind“, erklärt die engagierte Südafrikanerin. Bizarr und wie gemalt wirken die Baumstämme in der verkrusteten Mulde mit den roten Sanddünen als Kulisse. Ein Bild, das auch beim abendlichen Dinner in der naheliegenden Sossus Vlie Lodge, noch nachwirkt.

In Swakopmund, wegen ihrer kolonialen Architektur die deutscheste Stadt Namibias, steht der Desert Express bereits in den Startlöchern. Mit frischem Brot, Milch, Früchten und Gemüse bestückt, zuckelt der Wüstenzug von hier über die Spitzkoppe, dem Matterhorn Namibias und durch das Otavi-Hochland in Richtung Etoscha-Nationalpark. An Kilometer 74 auf der Bahnstrecke nach Angola verabschiedet der Sonderzug seine 40 Gäste in eine Lodge, diesmal umgeben von Namibias vielseitiger Tierwelt und gelegen an der Pforte zur gigantischen Etosha-Salzpfanne – seit über 100 Jahren ein Wildschutzgebiet mit einer Fläche so groß wie die Schweiz. Auf einer Safari in den frühen Morgenstunden passieren Giraffen den Weg, springen Antilopen über Gräser und Büsche, genießt eine träge Löwenfamilie den Schatten unterm Akazienbaum, badet ein Elefantenpaar im Wasserloch und duzende Zebras weiden in der weiten Savanne.

Vereinzelt ziehen auch auf den letzten gut 15 Stunden Zugfahrt zurück nach Windhoek Antilopen und Strauße am Abteilfenster vorbei – für die meisten eine Entdeckung im Rhythmus der Langsamkeit.

Mehr Infos
Lernidee Reisen: „Sonderzugreise Juwel der Wüste“
Telefon: 030/786 00 00 www.lernidee.de
www.desertexpress.com.na

Etosha Nationalpark
Das bedeutendste Naturschutzgebiet Afrikas mit Hunderten von Tierarten, sehr seltenen Büschen und Bäumen und grandiosen Landschaftsformen. Zentrum des Parks ist die Etosha-Pfanne (129 km lang, bis zu 72 km breit). Insgesamt 114 Säugetier- und 340 Vogelarten sind in Etosha beheimatet. Darunter 3.000 Elefanten, 30.000 Springböcke, 2.000 Giraffen, 2.000 Sträuße, 500 Löwen und 300 Nashörner.

Der Namib-Naukluft-Park:
Das größte Naturschutzgebiet des Landes und das viertgrößte der Welt präsentiert sich mit einer immer wieder wechselnden Landschaft: erhabene Gebirgsmassive, weite Wüstenebenen, hohe Dünen, tiefe Schluchten und eine den Gezeiten ausgesetzte Lagune. Den Höhepunkt bietet die Region im Sossusvlei.

Reisezeit:
Namibia kann aufgrund des angenehmen Klimas das ganze Jahr hindurch bereist werden. Heiß und feucht ist es von Dezember bis Februar.

Geld:
Landeswährung ist der namibische Dollar, der an den südafrikanischen Rand gekoppelt ist: Für 1 Euro erhält man rund 10 namibische Dollar