Asturien: Die grüne Wiege Spaniens

Die Costa Verde ist eines der bestgehüteten Geheimnisse Spaniens.

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Rauhe Küste und sattgrüne Wiesen prallen aufeinander

Sattgrüne Wiesen fallen steil zum Meer hinab, gewaltig kracht die Brandung gegen die Felsen, weiße Gischtkämme kontrastieren mit dem tiefen Blau des Atlantiks. In der Ferne schmiegt sich eine kleine Stadt in die Felsküste ein. Dahinter thront majestätisch eine schneebedeckte Gebirgskette. „Die Picos de Europa, die Spitzen Europas haben eine besondere Bedeutung für Asturien“, sagt Tanja, die Reiseleiterin. Seit acht Jahren lebt die Mainzerin nun schon im hohen Norden Spaniens und sie hat die autonome Provinz lieben gelernt. „Die Picos schützten seinerzeit Asturien vor den eindringenden Mauren“, erklärt Tanja. Bei Covadonga besiegten die Christen im Jahr 722 eine muslimische Streitmacht – Startschuss für die Rückeroberung der iberischen Halbinsel, die erst 1492 mit dem Fall Granadas endete.

Ein Grund, weshalb sich das spanische Königshaus noch heute eng mit Asturien verbunden fühlt und der Thronfolger seit 1388 den Titel Principe de Asturias, Fürst von Asturien trägt. „Geschichte begegnet man auf einer Reise durch Asturien auf Schritt und Tritt“, meint die junge Deutsche. So auch im Küstenort Llanes, der bereits bei der Ankunft mit seinen herrschaftlichen casas indianos auf jene Epoche verweist, als die nach Kuba und Mexiko emigrierten Auswanderer zurückkehrten und im 19. sowie Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Bau kleiner Paläste ihren erworbenen Wohlstand ausdrückten. Sichtbares Zeichen ihres Architekturstils seien die „gepflanzten Palmen im Vorgarten als dekoratives Element“.

Vom Paseo de San Pedro, einem sechs Meter breiten und ein Kilometer langen Wanderweg über den Klippen, blickt man auf die Reste der alten Stadtmauer aus dem Jahr 1206 und der dahinter liegenden Altstadt mit ihrer fast reingotischen Basilika Santa María. Die Silhouette der Stadt vor Augen fügt sich langsam das Puzzle von Llanes zusammen: Seine jahrhunderte alte Tradition als einziger Walfanghafen außerhalb des Baskenlandes und Skandinaviens und sein bis heute existierender Fischereihafen zeigen die enge Verbindung der Stadt zum Meer. Dass Llanes umgeben ist von drei feinen Sandstränden, macht den Ort für Touristen zusätzlich attraktiv. Am Ende der Promenade gelangt man zum kleinen Strand Puerto Chico und wundert sich über ein zusammen gewürfeltes Meer vielfarbiger Betonquader, die sich längs der Hafenmole auftürmen. Die „Cubos de la Memoria“, die Gedächtniskuben, haben hier eine „neue Landschaft“ entstehen lassen, erfährt der Besucher. Für den baskischen Künstler Agustín Ibarrola seien es vor allem der „Farbreichtum sowie die optischen Effekte durch den Wellengang und die Fluten“, die den besonderen Reiz des Werkes ausmachen.

Weiter geht’s entlang der Steilküste vorbei an einladenden Sandbuchten wie der Playa Celorio, durch typische Dörfer mit ihren Holzveranden und den hórreos, den quadratischen Getreidespeichern aus Holz, die auf vier Standbeinen thronend Nagetiere fernhalten sollen. „Zu einem Drittel besteht Asturien aus geschützten Naturgebieten“, erklärt die Wahlasturierin. Zudem sei es das Land des Sidre, des Apfelweins – bei einer Cena-Espicha, einem Abendessen mit fabada, dem deftig-herzhaften Eintopfgericht, Apfelwein und traditioneller Folklore mit Dudelsack, vergisst man leicht, dass dies Spanien ist. „Eher wie in Irland“, bringt es Tanja auf den Punkt und spielt damit auf die keltischen Wurzeln an.

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Bauten der asturischen Präromanik bei Oviedo

Die reichen bis in die Hauptstadt Oviedo. Gegründet im Jahr 761, demselben Jahrhundert des erfolgreichen Widerstandes gegen die maurische Invasion, genießt die Stadt mit ihren Holzerkerhäusern, Palästen und Herrenhäusern sowie den einladenden Plätzen und Gassen der Altstadt den Ruf „sauberste Stadt Spaniens“ zu sein. Von der grünen Lunge der Stadt, dem Campo de San Francisco, ist es nicht weit bis zur Plaza Porlier, wo die Altstadt beginnt. Am Ende des Platzes ragt schon der mit romanischen Elementen versehene Turm der ansonsten gotische Kathedrale San Salvador empor – eine perfekte Kulisse für die markante Skulptur am Eingang des Kathedralenplatzes. Hier posiert lebensgroß La Regenta, die Präsidentin – Protagonistin eines Gesellschaftsromans von Clarín aus dem 19. Jahrhundert. Nach diesem Vorbild findet man weitere Skulpturenmotive beim Rundgang durch die Altstadt – „meist prägende Figuren der Stadtgeschichte“, klärt Tanja auf.

Woody Allen ist ein Fan von Oviedo

Durch die Calle Gascona, dem Apfelwein-Boulevard, vorbei an Weinschänken und Läden mit Kunsthandwerk erreicht man das Teatro Campoamor. „Hier verleiht seit 1981 Thronfolger Felipe jährlich den Preis Principe de Asturias für besondere kulturelle, humanistische oder wissenschaftliche Verdienste“, verrät Tanja und fügt hinzu: „Woody Allen ist einer der Preisträger und seither ein großer Fan der Stadt.“ Zu deren Ausstrahlung auch die Bauten der asturischen Präromanik gehören. Etwas außerhalb des Zentrums auf einer Anhöhe, liegt Santa María del Naranco, das einzig noch erhaltene zivile Palastgebäude der Westgoten aus dem 9. Jahrhundert. Es ist nicht allein das Bauwerk mit seiner Aura jahrhunderte währender Geschichte, die diesen Ort zu einer meditativen Stätte machen. Der Blick wandert langsam über die in einem weiten Tal liegende Stadt, dahinter die Gebirgskette und spätestens hier wird dem Besucher klar: Asturien ist die Wiege Spaniens.

Mehr Information
Turespaña-München
Spanisches Fremdenverkehrsamt
Tel.: 0049/(0)89 530746-13
Fax: 0049/(0)89 530746-20
www.spain.info

Essen
Restaurante San Pelayo
33595 Niembro
Llanes
Tel.: 0034 985 40 73 76
www.restaurantesanpelayo.com

Cena-Espicha (traditionelles Abendessen mit Apfelwein und Tanz)
Restaurante El Llagar de Cabueñes
Ctra. Villaviciosa
Cabueñes (Gijón)
Tel.: 0034 985 13 36 31

Übernachten
Hotel El Balcón de la Cuesta
Camino de la Cuesta
Andrin – Llanes
Tel.: 0034 985 41 74 29
www.balcondelacuesta.es

Hotel Barceló Cervantes
Cervantes 13
33004 Oviedo
Tel.: 0034 985 25 50 00
www.barcelooviedocervantes.com

Sehenswert
Laboral Ciudad de la Cultura
Riesiger Gebäudekomplex aus der Franco-Zeit, der seit 2007 als Kulturtempel genutzt wird, in dem moderne Theater-, Tanz-, Musik- und Kunstperformances stattfinden.
C/ Luis Moya Blanco, 261
33203 – Gijón (Asturias)
Tel.: 0034 985 185 581
www.laboralciudaddelacultura.com

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