Archiv der Kategorie: Menschen & Regionen

Kroatien: Die singenden Fischer von Rovinj

Sie pellt sich heraus und will das St. Tropez Kroatiens werden – doch Rovinjs wahrer Flair entstammt ihrer Geschichte – besonders spürbar in der Fischertradition.

Josip und Nikola haben soeben ihre flachen Batana-Boote um die Spitze der Altstadt gelenkt –  jene weltweit einzigartigen hölzernen Fischerboote aus Rovinj. Jetzt versorgen die beiden Fischer ihre Passagiere mit hausgemachtem Rotwein und Gebäck aus der Region. Unweigerlich wandert der Blick der Gäste auf die Silhouette der Altstadt mit ihren eng aneinander liegenden Häusern und den schmalen Gassen, die auf die auf einem Hügel thronende Kirche Sveta Eufemija, St. Euphemia,  Rovinjs Schutzpatronin zulaufen.

In die Stille hinein stimmt Josip eine Bitinade an, eines jener Fischerlieder, die einst die Arbeit auf dem Meer begleiteten – aus einer Zeit, als die Fischer noch allein vom Fang ihre Familien ernährten. Nikola nimmt die Melodie auf, jetzt singen beide von der Liebe und vom Meer, stellenweise melancholisch, dann sehnsuchtsvoll und stets in italienisch. Weil sie beim Fischfang ihre Instrumente nicht nutzen konnten, entdeckten die Fischer die Kraft ihrer Stimme, die wie ein Chor auf See wirkte.

Josip auf seiner Batana

Josip auf seiner Batana

„Die Stadt hat ihre Fischertradition wieder entdeckt“, sagt Angela, die Fremdenführerin. Vor zehn Jahren habe es kaum noch Batanas gegeben, viele seien mit den Jahren in Schuppen und Hinterhöfen verfault. Inzwischen würden Jahr für Jahr immer mehr zu Wasser gelassen. Dank einiger „Enthusiasten“, denen ein Licht aufging, erzählt Angela. Sie machten den Bewohnern von Rovinj klar, wie wichtig die Boote für das Überleben vieler Familien einst waren. Seither tauchen Batanas aus allen erdenklichen Ecken und Winkeln auf, werden restauriert und zu Wasser gelassen. „Einige nehmen sogar an der alljährlichen Regatta in Venedig teil“, sagt Angela begeistert und weist damit auf die jahrhundertlange Verbindung zu den Venezianern hin.

„Ihr Einfluss wird besonders am istro-veneto Dialekt spürbar“, sagt die quirlige Stadtführerin in perfektem Deutsch. Noch heute ein Dialekt, der selbst in den benachbarten Dörfern oft nicht verstanden wird. Italiener hingegen werden sich in der 15.000 Einwohner zählenden Küstenstadt jederzeit heimisch fühlen.  Die Namen von Straßen und Gebäuden sind zweisprachig und selbst die einheimischen Kinder lernen bereits in der Grundschule italienisch. Ganz zu schweigen von St. Euphemia, die nicht nur den italienischen Besucher sofort an den Campanile in Venedig erinnert.

Istrisch pur ist hingegen ein Strich in der Mitte des feinen kopfsteingepflasterten Marmors, der den Weg vom Hauptplatz hinauf zum Kirchenturm weist. „Eine Markierung, die in allen istrischen Altstädten an der Küste üblich ist“, erklärt Angela.  Doch aufgepasst: Der Weg über den edlen Marmor der Region ist durch die vielen Passanten rutschig wie frisch gebohnertes Parkett. „Da hilft auch regelmäßiges Abrauhen mit der Flex kaum etwas“, gibt die gebürtige Slowenin lächelnd zu.

Kurs auf den Campagnile von Rovinj

Kurs auf den Campagnile von Rovinj

Eher geglättet wird hingegen das Image der Stadt. Der Busbahnhof wurde schon an die Peripherie verbannt und alle neuen Hotels müssen fünf Sterne tragen, so das angestrebte Ideal. Denn erklärtes Ziel der Stadtoberen ist es aus Rovinj das „St. Tropez von Kroatien“ zu machen, bestätigt Angela. Schon jetzt zieht die Küstenstadt mit einer Reihe ausgewählter Festivals und Veranstaltungen internationales Publikum an. Berühmt sind die Kunstausstellungen, die sich im Sommer vom Stadttor bis zur Kirche durch die Gassen mäandern, die Foto und Barock Days und das Fest des Heiligen St. Lorenz: „Ganz ohne elektrisches Licht, nur von Fackeln und Kerzen erleuchtet, präsentiert sich dann die Stadt“, strahlt Angela begeistert. Und wer glaubt Rovinj blüht nur im Sommer auf, der irrt, meint die werdende Mutter. Dank der milden Winter spielt sich das leben auch im Winter auf den Plätzen und Gassen ab.

Doch sein wahres Gesicht zeigt Rovinj besonders an den „Abenden der Fischertradition“, wenn die Stadt sich am Hafen versammelt und beim Stapellauf den Bau von Batanas feiert. Wenn Netze, Reusen und Körbe geflickt und geflochten werden und die Menschen ihre Herkunft zelebrieren. Dann wissen sie, was sie den Fischern zu verdanken haben.

Mehr Information

Das Haus der Batana (Museum)
Infotelefon: 805-266; 098/923-4505; 091/505 83 02
E-Mail: batana@rv-batana.htnet.hr

Kroatische Zentrale für Tourismus
Hochstr. 43
60313 Frankfurt am Main
Tel: 069/238 53 50
E-Mail: info@visitkroatien.de

Anreise:
Flug mit TuiFly und Air Berlin von Köln nach Rijeka oder mit Ryan Air ab Frankfurt Hahn bis Pula. Weiter mit dem Mietwagen bis Rovinj.

Übernachtung
Designhotel Lone
Luje Adamovića 31
55210 Rovinj
Kroatien
www.lonehotel.com
www.maistra.com

Münster: Warum der Wochenmarkt das Herz der Stadt ist

Man kennt die „Leetze“ als Aushängeschild für die Fahrradstadt, die Käfige der Wiedertäufer am Lambertikirchturm, den Friedenssaal des Rathauses und sogar die TV-Kommissare der Stadt. Doch eigentlich ist es der Wochenmarkt, der die Westfalenmetropole in besondere Weise prägt. Einmal seinem Flair erlegen, kommt man nicht mehr davon los.

Samstag, 4. Juli 2015. Wenn ich wie heute morgen um halb sieben in aller früh über das Kopfsteinpflaster des Wochenmarktes schreite, überwältigen mich die Erinnerungen an meine Heimatstadt. Schon als Schüler schlug das Herz höher, wenn ich mich dem Platz vorm Dom näherte und bereits aus der Ferne die Rufe der Marktleute hörte, ihre oft witzigen Anpreisungen von Obst, Gemüse, Blumen, Käse oder Kuchen. Immer originell, selten langweilig und die Ware nie zu teuer.

Doch ich verband mit dem Wochenmarkt mehr als nur das reine Marktgeschehen. Das Herz schlug auch höher, weil es ja sein konnte, dass ich sie wieder traf. Meine heimliche Liebe vom Mädchen-Gymnasium. Seit unserem ersten Treffen, rein zufällig entstanden und im benachbarten Cafe Kleimann geendet, hoffte ich sie wiederzusehen. Seither war der Wochenmarkt eine echte Herzensangelegenheit.

Die gute Stube Münsters - der Prinzipalmarkt

Die gute Stube Münsters – der Prinzipalmarkt

Und so war es auch heute, mehr als 30 Jahre später. Immer noch ist es prickelnd – vergangenes vermischt sich mit neuem. Der Wochenmarkt schafft es immer wieder besondere Stimmungen zu erzeugen. Hier entstehen sie, werden gehegt und gepflegt, nehmen ihren Lauf und kehren in irgendeiner Form immer wieder zurück. Ein Magnet, ein wenig Droge. Ein ganz eigener Ort der Begegnung. Man trifft sich, spontan oder verabredet, man redet mit der Marktfrau, mit den Wartenden am Stand, tauscht sich aus, erkennt sich wieder, findet sich neu – damals wie heute.

Eigentlich gehöre ich ja schon lange nicht mehr dazu, und trotzdem bleibe ich immer ein Teil dieses Marktes. Das ist mir heute wieder klar geworden. Vielleicht auch deshalb: Da stand er immer noch – der schon in die Jahre gekommene Käseverkäufer mit seinem verschmitzten Grinsen, der mich einst mit ein paar Scheiben frischem Gouda nach einer Partynacht verköstigte, als wisse er genau, wie es heute um mich bestellt ist. Seine Kinder und Enkelkinder verkaufen jetzt die Käsespezialitäten aus nah und fern. Aber dabei sein wird er weiterhin, weil auch er dazu gehört und stolz darauf ist, Teil dieser einzigartigen allsamstäglichen Szenerie zu sein. Eine Szenerie, die an kaum einem anderen Stand so stimmungsvoll ist wie an diesem. Nirgens ist die Menschentraube so riesig, das Verkaufsgespräch so unkonventionell.

Schon um 6 Uhr öffnet der Münsteraner Wochenmarkt

Schon um 6 Uhr öffnet der Münsteraner Wochenmarkt

Ob beim Reibekuchen-, beim Backfisch-, beim Lakritz- oder beim Kaffeestand – gequatscht wird überall und schnell ist man auf dem neuesten Stand: „Marktschreierei“ sei neuerdings nur noch „in der letzten Stunde“ erlaubt, so wird gemunkelt. Andere schwärmen von den tollen mediterranen Dips, die es natürlich zum Probieren in Hülle und Fülle gleich hinter den Kräuterständen gibt. Und der Capuccino direkt vorm Dom – sein Aroma ist schon ziemlich klasse, da sind sich die meisten einig …

Ich weiß nur eins: Wäre ich bei einem Münster-Besuch nicht dort gewesen, der Besuch wäre nur halb so intensiv. Der Wochenmarkt ist nämlich eine Herzensangelegehenheit.

Das Cafe Kleimann hat nach wie vor Kultstatus...

Das Cafe Kleimann hat nach wie vor Kultstatus…

Hündeleskopfhütte: Vegetarische Berghütte in den allgäuer Alpen eröffnet

Oberhalb des Pfrontener Ortsteiles Kappel liegt die Hündeleskopfhütte, die erste vegetarische Berghütte der Alpen. Die neue Pächterin Silvia Beyer eröffnete Anfang Juni 2015 die Türen zu der neuesten Pfrontener Einkehrmöglichkeit und freut sich auf die erste Sommersaison. Statt Schnitzel, Speck und Wurst kommen hier Spinatnocken, Schlutzkrapfen, Kässpatzn und viele weitere fleischlose Allgäuer Gerichte auf die Teller der Wanderer.

Panoramablick von der Hütte; Foto Pfronten Tourismus

Panoramablick von der Hütte; Foto Pfronten Tourismus


In einer knappen Stunde erreichen Wanderer auf direktem Weg die Hündeleskopfhütte – ein beliebtes Wanderziel, mitten in der Allgäuer Landschaft. „Die besondere Atmosphäre der Hündeleskopfhütte hat mich schon immer angezogen“, schwärmt die neue Pächterin der auf auf 1.180 Meter Höhe gelegenen Hütte. Von allen Seiten ist sie gut zu Fuß zu erreichen und biete ein „phantastisches Bergpanorama von der Voralpenlandschaft bis zu den Allgäuer, Tannheimer und Ammergauer Alpen“ bescheibt die Nesselwangerin Silvia Beyer von ihrer neuen Wirkungsstätte.
Hüttenpächterin Silvia Beyer; Foto: Pfronten Tourismus

Hüttenpächterin Silvia Beyer; Foto: Pfronten Tourismus


„Viele der typischen Allgäuer Gerichte sind traditionell fleischlos, ich biete ganz typische Heimatgerichte aus gesunden Zutaten an.“ Ob die Hütte geöffnet ist, erkennen Besucher an der gehissten Hüttenfahne, die von vielen Punkten im Pfrontener Tal aus gesehen werden kann.

Anlaufstelle für Wanderer, Radfahrer und Rodler
Die Hündeleskopfhütte ist ein Ganzjahresbetrieb, im Sommer legen hier sowohl Wanderer als auch Radfahrer gerne eine Pause ein. Mit dem Drahtesel lässt sich die nur wenige hundert Meter neben einer beliebten MTB-Strecke gelegene Hündeleskopfhütte gut erreichen: Vom Ausgangspunkt in Pfronten-Kappel am Waldseilgarten geht es über knapp zwei Kilometer steil bergauf. Etwa 250 Höhenmeter muss ein Radfahrer bezwingen, bevor die Hütte erreicht ist. Zu Fuß gelangt man nach einer kurzen Wanderung über die gleiche Route zur Hütte.

Eine Spezialität: Der Dinkelzopf; Foto: Pfronten Tourismus

Eine Spezialität: Der Dinkelzopf; Foto: Pfronten Tourismus


Wanderfans finden in der Region zahlreiche Wanderwege. Eine Route führt auf 13 Kilometern vom Pfrontener Ortsteil Kappel über gut 800 Höhenmeter rund um den Edelsberg, hier laden mit der Hündeleskopfhütte nicht nur insgesamt vier Berghütten zur Einkehr ein, vor allem eröffnet sich ein spektakulärer Rundblick auf die Voralpenlandschaft mit den zahlreichen Seen.

Im Winter dient die Hütte zugleich als Ausgangspunkt einer beliebten Rodelstrecke, dann kann der Rückweg der aussichtsreichen Winterwanderroute von Pfronten-Kappel bis zur Hündeleskopfhütte oder noch weiter bis zur Kappeler Alp mit dem Rodel zurückgelegt werden.

Mehr Information
Jan Schubert
Pfronten Tourismus
Vilstalstr. 2, 87459 Pfronten
Tel.: +49 (0)8363-698-38
www.pfronten.de

Frühlingserwachen auf Mallorca ….

Der Frühling ist nach einem langen kalten Winter nun auch auf der Baleareninsel Mallorca ausgebrochen. Emsig arbeiten die Restaurant- und Barbesitzer daran rechtzeitig fertig zu sein, wenn die Saison richtig losgeht. Hier schon mal ein paar Impressionen, die Lust machen auf mehr ….

Die Cala Gat, nahe der Cala Ratjada, benannt nach den vielen Katzen, die rund um die Bucht verstreut sind

Die Cala Gat, nahe der Cala Ratjada, benannt nach den vielen Katzen, die rund um die Bucht verstreut sind

Neuer Anstrich für den Chiringuito in der Cala de Gat ...

Neuer Anstrich für den Chiringuito in der Cala de Gat …

Fischer im Hafen von Cala Ratjada

Fischer im Hafen von Cala Ratjada

Manches Schiff wartet noch auf den Krantermin

Manches Schiff wartet noch auf den Krantermin

Morgenstimmung an der Promenade von Cala Ratjada

Morgenstimmung an der Promenade von Cala Ratjada

Die Cala Agulla ...

Die Cala Agulla …

Die Cafes auf den Plätzen von Pollenca sind vor allem voll mit Radlern, die hiier ihre Pause einlegen

Die Cafes auf den Plätzen von Pollenca sind vor allem voll mit Radlern, die hiier ihre Pause einlegen

Wer die 365 Stufen hoch auf die Spitze des Kalvarienberges in Pollenca steigt, sollte sich eine kleine Stärkung gönnen

Wer die 365 Stufen hoch auf die Spitze des Kalvarienberges in Pollenca steigt, sollte sich eine kleine Stärkung gönnen

Gin Tonic und Eiscafe schmecken in der Hafenbar bereits köstlich

Gin Tonic und Eiscafe schmecken in der Hafenbar bereits köstlich

Die Tapabar im Hafen von Cala Ratjada wartet schon auf erste Gäste

Die Tapabar im Hafen von Cala Ratjada wartet schon auf erste Gäste

Manche Ecken wirken noch etwas verschlafen

Manche Ecken wirken noch etwas verschlafen

Das Meer schafft es fast in die Bar

Das Meer schafft es fast in die Bar

Naturschauspiel ....

Naturschauspiel ….

Die Familie und das Meer

Die Familie und das Meer

Die Bar Sa Cova ist ein Muss - schon wegen der tollen Tapas

Die Bar Sa Cova ist ein Muss – schon wegen der tollen Tapas

Bar Sa Cova mit Tauchschule

Bar Sa Cova mit Tauchschule

Abruzzen: Gitarrennudeln, Wein und eingelegte Köstlichkeiten

Die Landschaft am Fuße des Gran Sasso hält für Genießer so manche Überraschung bereit

Der Blick ist eine wahre Pracht: sanfte Weinfelder wohin man schaut, in der Ferne die Silhouette des Adriatischen Meeres, nach Süden hin durchsetzen Getreide- und Gemüsefelder die fruchtbare Weinlandschaft. Von der Montagna di Maiella her weht eine frische Brise, der majestätische Gran Sasso, mit 2912 Metern höchstes Massiv der Abruzzen, liegt vis à vis. „Kleines Tibet nennen wir den Garten“, sagt Marina Cvetic, „wegen der Stille“, fügt die gebürtige Kroatin und Witwe des im Jahr 2008 verstorbenen Winzers Gianni Masciarelli hinzu. Sie leitet seither mit Tochter Miriam die Geschicke des Weingutes. Es ist der Garten des mittelalterlichen Castello, das der Winzer und Gründer des Weingutes 2005 erworben hat, unweit von San Martino sulla Marrucina gelegen, einem kleinen 800-Seelen Dorf in der Provinz Chieti und zugleich Sitz des Weinguts Masciarelli.

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Der Garten des mittelalterlichen Castello

Wo einst die sizilianische Baronenfamilie Semivicoli die Räumlichkeiten des Schlosses bewohnte, entstand ein exklusives Hotel. Während im unteren Geschoss die Räume der Adelsfamilie unverändert sind und den Besucher in eine vergangene Epoche entführen, sind im übrigen Anwesen die Zimmer üppig restauriert. Es war das Herzensprojekt des Bauherrn Masciarelli, der schon während der Bauphase die Vorzüge und Details des Anwesens hervorhob. Vom Original-Holz aus dem 16. und 17. Jahrhundert, dem klassischen Kamin, den Steinen aus der Region, der in die Wand integrierten Heizung und natürlich dem Yacuzzi – ein idealer Ort, um sich von der umliegenden Landschaft berauschen zu lassen. Das sanierte Schlosses trägt die Handschrift von Masciarellis Vision. Eine Vision, in deren Mittelpunkt die Liebe zu den Abruzzen, die Leidenschaft für gute Weine, eine vorzügliche Küche sowie eine Art gediegener Luxus standen. „Alles Negative sollte vom Gast fern gehalten werden“, so lautete das Credo des Unternehmers. Auch geparkte Autos gehören dazu – sie gehören in die Tiefgarage verbannt.

Ebenso engagiert wie sein touristisches Konzept hat der Abruzzer die Pflege und Erweiterung seines Weingutes seinerzeit vorangetrieben. Mit gerade mal zwei Hektar begann der self-made-man im Jahr 1981 seine Winzer-Laufbahn. Er borgte sich dazu Anteile von seinem Großvater – einem ebenso enthusiastischen Winzer – die er sodann erfolgreich bewirtschaftete. Dabei verließ er sich nicht auf staatliche Fördertöpfe oder EU-Zuwendungen. Zu tief war sein Misstrauen gegen die Politiker.

Gründer Gianni Masciarelli verstarb im Jahr 2008

Gründer Gianni Masciarelli verstarb im Jahr 2008

Mit dem Bus geht es vom mittelalterlichen Städtchen Guardigrele in die nördlich gelegene Provinz Teramo. In allen vier Provinzen der Abruzzen liegen Masciarellis Weinfelder verteilt, der Großteil befindet sich in Teramo und Chieti – zu 70 Prozent Vini Rosso, der Rest Weißwein. Die Produktlinien Masciarelli Classico d’Abruzzo, Villa Gemma und Marina Cvetic sind die bekanntesten und sie bestehen jeden Vergleich: Der reinsortige Montepulciano d’Aruzzo Villa Gemma erhielt bereits die begehrte Auszeichnung „Tre Bichieri“ und wurde im Jahr 2000 schon zum besten Rotwein Italiens gekürt. Ebenso mit „drei Gläsern“ ausgezeichnet wurde der nach seiner Ehefrau benannte rubinrote Montepulciano d’Abruzzo Marina Cvetic, der in 200 bis 400 Meter Höhe angebaut und Mitte Oktober geerntet wird.

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Der Wein begleitet die Natur

Die Reben auf den ausgedehnten Weinfeldern sind meist zwischen zehn und 40 Jahre alt und allesamt in höchst gepflegtem Zustand. Es ist die Mischung aus Leidenschaft und fundierter Sachkenntnis, die Masciarellis Weine auszeichnen und heute von Ehefrau und Tochter in seinem Sinne weitergeführt werden. Apropos Qualität: Sein Qualitätsbewußtsein hat Masciarelli in Frankreich entwickelt – allein sieben Jahre lang lebte er bei Winzern in der französischen Bourgogne. Seither gilt die Devise: „Was ist Wein, wenn nicht die Kunst, die Natur zu begleiten?“ So hat das Weingut Masciarelli damals wie heute höchst aufmerksam den genauen Zeitpunkt für die manuelle Lese und gewählt die zu verarbeitenden Trauben exakt ausgesucht.

SchlossAbendessen

Bei einem Abendessen im Castello lassen sich auch die kulinarischen Vorzüge der Region genießen

Zum Wein gesellt sich die erlesene Küche mit Produkten aus der hiesigen Landwirtschaft. Im Ristorio di Campagna in Colonnella in der Provinz Teramo wird die regionale Kochkunst zelebriert. Den Auftakt machen vier verschiedene Sorten Olivenöl, ebenfalls aus der Produktion des Weingutes – gereicht mit frischem Brot wecken sie den Appetit. Ganz zu schweigen von den Ravioli mit Ricotta und Zimt gefüllt den hausgemachten „chitarrina abruzese“, Gitarrennudeln und dem delikaten Safraneis zum Dessert. Dazu ein Blick auf die sanften Weinberge – und das Glück scheint perfekt.

Mehr Information
Azienda Agricola Masciarelli,
San Martina sulla Marrucina,
I-66100 Chieti,
Tel. 0039/0871/85241/82333,
www.masciarelli.it