Archiv der Kategorie: Menschen & Regionen

Grenada: Muskat, Rum und eine Münchnerin

Sie gehört zur südlichen Gruppe der kleine Antillen, liegt nördlich der venezolanischen Küste und so mancher verbindet sie mit der Invasion der US-Marines in der 1980er Jahren. Heute ist die karibische Insel ein Paradies für Touristen, die auf der Suche nach dem ganz besonderen Spirit sind. Auf Grenada werden sie fündig.

An jenem Donnerstag vor 19 Jahren hätte sie am liebsten alles wieder rückgängig gemacht. Doch der Weg zurück war kaum noch möglich. Zuhause hatten Andrea Gerstmann und ihr Mann alle Brücken abgebrochen. Also blieben sie in Grenada, auch wenn 85 Prozent aller Gebäude auf der Insel beschädigt, und die Infrastruktur des Landes verwüstet war. Kurz nach dem Hurrikan Ivan, der am 7. September 2004 über die Antilleninsel hinwegfegte und ein Chaos hinterließ.

„Die Einwanderungsbehörde war zerstört“, erinnert sich Andrea Gerstmann. An eine geregelte Einreise war nicht zu denken. Und trotzdem gab es da etwas in den beiden Auswanderern, das ihnen sagte: „Macht weiter, es kann nur besser werden.“ Und so kam es auch. Heute leben die beiden auf der kleinen Nachbarinsel, Carriacou, in ihrem eigenen Häuschen direkt am Meer, sind bei der heimischen Bevölkerung hoch angesehen und haben den Schritt, in die Karibik auszuwandern keinen Tag bereut. „Ich wollte schon immer am Wasser leben, heute nehme ich jeden Tag ein Bad im Meer“, schwärmt die 65-Jährige und schneidet weiter das Gemüse für die Touristen an Bord des gecharterten Katamaran. Ein Job, für den sie sich gelegentlich als Köchin anheuern lässt. Sie freut sich dann besonders über deutsche Gäste. Ein „Servus“ erinnert sie an ihre Heimat München, dann wird es wach – das Heimweh. „Vor allem nach der Kultur“, sagt sie.

Zwar hat sie auf dem Archipel keine Pinakothek, keinen Opernsaal, kein Kabarett oder Theater in der Nähe, aber sie hat die Natur und die Menschen. Und das spürt der Insel-Besucher auf Schritt und Tritt, wenn er das kleine 33 x 19 km große Eiland erforscht. Ob an den einsam gelegenen Palmen gesäumten Stränden mit feinem weißen Sand, dem Regenwald mit seiner Dichte tropischer Pflanzen oder an den alten Produktionsstätten für Muskat, Kakao oder Rum – überall wird der Gast mit fröhlicher Neugier empfangen.

Der Katamaran ankert in einer kleinen Bucht, Schnorchel, Flossen und Unterwasserkamera werden klar gemacht und schon lässt sich die vierköpfige Gruppe ins warme karibische Meerwasser gleiten. Auf der Suche nach den Unterwasserkunstwerken des Briten Jason deCaires Taylor, die hier in der Moliniere Bay vor der Küste im Nordwesten der Insel zu bewundern sind. Insgesamt 65 Figuren verteilt auf einer Fläche von 800 Quadratmetern. „Man kann sie von der Wasseroberfläche aus gut sehen“, sagt Andrea Gerstmann. „Denkt dran, es sind nicht nur um Kunstobjekte“, hatte Skipper Garnet Williams den Tauchern mit auf den Weg gegeben. Ihm ist es wichtig, das die Underwater Art dazu beiträgt, das marine Ökosystem wieder herzustellen. Meerestiere und -pflanzen können sich auf den Skulpturen absetzen – so soll neues marines Leben entstehen, hofft der Skipper. Nach und nach kehren die Schnorchler zurück. Sie sind sprachlos und glücklich zugleich. Die Eindrücke waren noch überwältigender, als Ihnen Skipper und Köchin im Vorfeld erzählt hatten.

Red Snapper wird an der Straße zubereitet

Jetzt wäre Zeit für frischen Fisch und Salat. Essen und Trinken stehen bei den Einwohnern von Grenada ohnehin ganz oben auf der Liste. Die kreolisch geprägte Küche mit ihren Feinheiten ist in jedem noch so kleinen Restaurant zu genießen. „Einfach, gemüsereich und gesund“ schwärmt Garnet in höchsten Tönen.

Doch bevor eine Mahlzeit winkt, wird die Insel vulkanischen Ursprungs per Bus erkundet. Es geht hinauf ins Innere der Insel, wo unterhalb des 840 Meter hohen Mount Saint Catherine zahlreiche kleine Flüsse entspringen und Wasserfälle sprudeln. Die serpentinenreiche Straße ist gespickt mit arbeitenden Menschen, die die Straßenchaussee säubern und neu bepflanzen. „Ein staatliches Programm um Arbeitslose zu beschäftigen“ sagt Roger, der Busfahrer und Guide in einer Person. Er scheint ohnehin jeden auf der Insel zu kennen. Er wechselt ein paar Worte mit Fischern am Straßenrand, die gerade einen Red Snapper ausnehmen und für den Verkauf an der befahrenen Straße präparieren. Oder bei Charlies Bar, wo ein Besuch Pflicht ist. Denn Charlie führt nicht nur eine Bar, er hat vis-a-vis ein riesiges Kunstwerk aus Reifen entworfen. Gestrichen in den Nationalfarben des Landes und versehen mit Sprüchen, die liebevoll den Inselstaat charakterisieren.

Schokoladenprobe

Nach dem Bezirk Saint Patrick nähern wir uns Saint Andrew, der sogenannten „Foodbasket“ der Insel, wie sie Roger nennt. Die Kornkammer Grenadas, nur, dass das Korn die vielen tropischen Früchte sind, hinzu kommen Zuckerrohr und Muskat, das Hauptexportprodukt Grenadas und Symbol der Landwirtschaft des Archipels. Außerdem gedeihen Zimt, Gewürznelken, Ingwer und nicht zu vergessen – die Kakaobohne. Zu Besuch in einer der ältesten Kakao und Schokoladenfarmen der Landes: In kleinen Schalen kann jeder seinen Gaumen testen, welcher Kakaoanteil der richtige für ihn ist, bis 100 Prozent Kakaoanteil reicht das Angebot. Versetzt mit Ingwer oder Muskat ergibt sich eine ganz eigenwillige Geschmacksrichtung. Es ist eine kleine Fabrik, mit überschaubarem Volumen, aber auch hier wie überall auf dem Eiland: die Menschen wirken glücklich, sind stolz auf ihre Arbeit und freuen sich über das Interesse der europäischen Gäste.

Auf der Weiterfahrt kommen uns Männer mit Macheten entgegen. Sie gehen am Wegesrand entlang, erschöpft von der langen Arbeit auf dem Zuckerrohrfeld. Schon früh in den Morgenstunden hat ihr Job begonnen, jetzt freuen sie sich auf ein Mittagessen. „Mancher Tourist, der unterwegs ist zu den berühmten Wasserfällen im Inselinnern erschrickt, wenn er die Macheten-Männer sieht – sie flößen ihnen Angst ein“, sagt Roger und lenkt schon kurz darauf die Aufmerksamkeit auf einen ganz besonderen Ort. La Sagesse, laut Sunday Times eine der zehn schönsten Strände der Karibik. Und wirklich: Vor uns liegt eine Traumbucht samt Restaurant und 12 Cottages. Mike und Nancy Meranski kamen 1987 auf die Insel und suchten einen Ort, wo sie sich mit ihrer Tochter Julia niederlassen können. Hier fanden sie ihn.

Am Beach La Sagesse

Mike Meranski, der Hochschulprofessor für Kunstgeschichte aus Miami, der auch auf Grenada an der St. George’s University seine Lehrtätigkeit weiter ausübt, hat die Bucht zu einem Urlaubsidyll gemacht – ganz leise, authentisch und ohne Eingriffe in die natürliche Umgebung. Geradezu vorbildlich ist das kleine Paradies, Wer einmal hier war, möchte bleiben. Auch das rosafarbene Herrenhaus, das Lord Brownlow, ein Cousin von Queen Elisabeth in der Mitte der 1960er Jahre erwarb, ist wie ein Versuchung. Nach der US-Intervention von 1983 war es völlig verwahrlost und heruntergekommen. Mike hat es eigens wieder hergerichtet, einst ein altes koloniales Herrenhaus, heute das Domizil von Mike und seiner neuen Lebenspartnerin.

Als wir nach Rum-Destillerie und Muskatnussfabrik den Hafen von St. George erreichen, wollen wir zurück an Bord und bei reichlich Fisch und Rumpunsch alle Erlebnisse loswerden und Andrea sagen, wie richtig es doch war, ausgewandert zu sein. Mancher von uns würde ihr am liebsten nacheifern. Aber nicht jeder hat die Kraft sich in der Fremde durchzubeißen, erst recht nicht, wenn das vermeintliche Paradies vom Hurrikan verwüstet wurde.

Grenada im Überblick

  • Klima: mild tropisch maritim
  • Beste Reisezeit: Beste Zeit für einen Besuch auf Grenada ist während der Trockenzeit, also von Januar bis Mai. Zwar kann es auch dann regnen, insgesamt fällt aber deutlich weniger Niederschlag als während der Regenzeit (Juni bis Dezember).
  • Größe: 344 qkm (davon Hauptinsel 310 qkm)
  • Hauptstadt: St. George’s (etwa 34.000 Einwohner)
  • Landessprache: Englisch
  • Religion(en), Kirchen: überwiegend christlich (64% Katholiken, 22% Anglikaner, daneben Methodisten, Presbyterianer, Baptisten)
  • Staatsform / Regierungsform: Konstitutionelle Commonwealth-Monarchie, parlamentarische Demokratie
  • Unabhängigkeitsdatum: 7. Februar 1974

Einmal Rab, immer Rab – nur ein Spruch von Fans?

Viele Besucher kehren immer wieder. Selbst wenn sie schon mit ihren Eltern Jahr für Jahr auf der Insel waren, setzen sie diese Tradition fort und geben sie an ihre Kinder weiter. Warum ist das so? Was macht Rab so besonders? Versuch einer Annäherung.

Wir reisen erst zum zweiten Mal auf die Insel, mit der Fähre von Stinica nach Misnjak, in knapp 20 Minuten erreichen wir unser Ziel und selbst die Fähre um 22 Uhr ist an diesem lauschigen Juniabend noch sehr gut besetzt. Sobald das Schiff angelegt hat, preschen die Autos, Busse, Wagen mit Bootsanhägern aus dem Bauch des Fährdampfers auf die Insel, hin zu ihren individuellen Zielen. Wir werden von Mirjana erwartet. Eine kleine Ferienwohnung mit Terrasse, Garten und Pool soll die nächsten 10 Tage unser Zuhause sein. Trotz vorgerückter Stunde begrüßt uns Mirjana zusammen mit ihrem Mann liebevoll und herzlich, fragt nach dem Verlauf der Reise und geleitet uns zur Wohnung. „Vorsicht, hier kreuzen unsere Schildkröten den Weg“, sagt Mirjana schmunzelnd in gebrochenem Deutsch und zeigt auf eine kleine Schranke auf dem Weg in den Garten.

Kurz darauf stehen wir auf der Terrasse, die umgeben ist von einem Zitronenbaum und weiteren blühenden Pflanzen, in der Mitte ein Tisch mit zwei Sesseln und einer Bank, von wo der Blick direkt auf Garten und Pool wandert. Wir sind sprachlos. Der Anblick ist überwältigend. „Ein Hibiskustee wäre doch jetzt genau das richtige“, schlägt Mirjana vor und lässt uns erstmal allein mit unserem vorübergehenden Zuhause. Derweil inspizieren wir Küche, Schlafzimmer, Bad und was sich sonst noch findet in der ca. 55 Quadratmeter großen Wohnung. Jede Menge Details schmücken die Wohnung und zeigen, dass Mirjana ihre Ferienwohnungen (sie hat noch weitere in ihrem großen Haus) mit viel Sinn für Gestaltung und Dekoration ausgestattet hat – wir sind begeistert und entdecken mehr: Eine hervorragende Matratze, ein kuscheliges Bad mit Naturfliesen – rundum eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. Keine 10 Minuten später erscheint Mirjana mt einem Tablett, auf dem sie uns Tee mit Honig, Nüsse und Pätzchen anbietet. Ihre warme herzliche Art gibt uns gleich das Gefühl, schon immer hier Zuhause gewesen zu sein. „Morgen um 11 Uhr erzähle ich Euch mehr“, sagt Mirjana, die auf der Insel geboren wurde, und verabschiedet sich mit einem Gute Nacht.

Nach der Einführung durch Mirjana ist die Landkarte der Insel voll mit Hinweiskreutzchen. „Dieser Weg ist wunderschön, dort kann man gut essen, das ist meine Lieblingsbucht“, zählte unsere Gastgeberin all die Highlights ihrer Insel auf, nein, sie legte sie uns ans Herz. Man spürte, wie wichtig es ihr war, dass wir möglichst viele Eindrücke von der Insel sammeln und mitnehmen können. Und vielleicht zu denjenigen gehören werden, die irgendwann sagen werden: Einmal Rab, immer Rab. Dass uns die Insel anzog, hatten wir ja schon bei unserem ersten Besuch vor fünf Jahren erfahren, doch uns fehlte damals die Lust zu entdecken, wir wollten einfach ausspannen. Und: es gab niemanden wie Mirjana, die uns mit wertvollen Tipps versorgte.

Keine Frage, die Insel ist schön und äußerst abwechslungsreich: der morgendliche Gang zum Steg mit dem ersten Bad in der Adria, die Entdeckung traumhafter Buchten mit einladendem türkisblauem Wasser, der Blick zu den Segelbooten auf ihrem Törns durchs Revier der Kvarner Bucht, der Besuch eines verwunschenen kleinen Restaurants mit köstlichen einheimischen Speisen oder die Strandpromenade, die unterhalb der Altstadt von Rab Stadt beginnt und bei der Sandbank beim Kloster der heiligen Euphemia endet. Die Liste all der sehenswerten Orte und Stätten ließe sich unendlich weit fortsetzen, doch dies allein klärt nicht das Geheimnis von Rab und beantwortet vor allem nicht die Frage, warum es viele Besucher jahrein, jahraus auf dieses Eiland zieht.

Am besten erklärt es wohl ein typischer Tagesablauf, wie er sicher von vielen Besuchern so oder ähnlich gelebt wird: Nach Sonnenbaden, Standup Paddling oder der Lektüre eines Buches beim Dauergrillen der Zirpen in einer der unzählig malerisch schönen Buchten, nimmt man das Wassertaxi für 3 Euro pro Person und fährt in die Hauptstadt Rab, flaniert durch die engen Gassen, nimmt einen Eiscafé, beobachtet das rege Treiben und landet irgendwann in einem der vielen Restaurants, wo sich bei frisch zubreitetem Fisch und heimischem Weißwein der Tag beim Sunset ausklingen lässt.

Bei der Rückfahrt starrt man auf die entgegenkommende Fähre und freut sich darauf, bald wiederzukokmmen

Ja, es ist diese Mischung aus beeindruckender Natur mit viel Spaß an Land wie auf dem Wasser, jeder Menge Kultur und historischer Architektur, einem Hauch Stadtleben mit Shopping und Verwöhnprogramm und das alles immer sehr bodenständig, nicht abgehoben, kein Jet Set, eher unaufgeregt und nie in Massen. Und das besondere: man hat das Gefühl, Teil des ganzen zu sein. Nicht nur ein Gast, der bald wieder geht. Oder um es mit Mirjanas Worten zu sagen: „Ich möchte gerne etwas mitbekommen von meinen Gästen, nicht nur deren An- und Abreise“, und dafür tut sie sehr viel und das seit mehr als 50 Jahren. Einmal Rab, immer Rab – daran hat sie großen Anteil.

Kroatien: Die singenden Fischer von Rovinj

Sie pellt sich heraus und will das St. Tropez Kroatiens werden – doch Rovinjs wahrer Flair entstammt ihrer Geschichte – besonders spürbar in der Fischertradition.

Josip und Nikola haben soeben ihre flachen Batana-Boote um die Spitze der Altstadt gelenkt –  jene weltweit einzigartigen hölzernen Fischerboote aus Rovinj. Jetzt versorgen die beiden Fischer ihre Passagiere mit hausgemachtem Rotwein und Gebäck aus der Region. Unweigerlich wandert der Blick der Gäste auf die Silhouette der Altstadt mit ihren eng aneinander liegenden Häusern und den schmalen Gassen, die auf die auf einem Hügel thronende Kirche Sveta Eufemija, St. Euphemia,  Rovinjs Schutzpatronin zulaufen.

In die Stille hinein stimmt Josip eine Bitinade an, eines jener Fischerlieder, die einst die Arbeit auf dem Meer begleiteten – aus einer Zeit, als die Fischer noch allein vom Fang ihre Familien ernährten. Nikola nimmt die Melodie auf, jetzt singen beide von der Liebe und vom Meer, stellenweise melancholisch, dann sehnsuchtsvoll und stets in italienisch. Weil sie beim Fischfang ihre Instrumente nicht nutzen konnten, entdeckten die Fischer die Kraft ihrer Stimme, die wie ein Chor auf See wirkte.

Josip auf seiner Batana
Josip auf seiner Batana

„Die Stadt hat ihre Fischertradition wieder entdeckt“, sagt Angela, die Fremdenführerin. Vor zehn Jahren habe es kaum noch Batanas gegeben, viele seien mit den Jahren in Schuppen und Hinterhöfen verfault. Inzwischen würden Jahr für Jahr immer mehr zu Wasser gelassen. Dank einiger „Enthusiasten“, denen ein Licht aufging, erzählt Angela. Sie machten den Bewohnern von Rovinj klar, wie wichtig die Boote für das Überleben vieler Familien einst waren. Seither tauchen Batanas aus allen erdenklichen Ecken und Winkeln auf, werden restauriert und zu Wasser gelassen. „Einige nehmen sogar an der alljährlichen Regatta in Venedig teil“, sagt Angela begeistert und weist damit auf die jahrhundertlange Verbindung zu den Venezianern hin.

„Ihr Einfluss wird besonders am istro-veneto Dialekt spürbar“, sagt die quirlige Stadtführerin in perfektem Deutsch. Noch heute ein Dialekt, der selbst in den benachbarten Dörfern oft nicht verstanden wird. Italiener hingegen werden sich in der 15.000 Einwohner zählenden Küstenstadt jederzeit heimisch fühlen.  Die Namen von Straßen und Gebäuden sind zweisprachig und selbst die einheimischen Kinder lernen bereits in der Grundschule italienisch. Ganz zu schweigen von St. Euphemia, die nicht nur den italienischen Besucher sofort an den Campanile in Venedig erinnert.

Istrisch pur ist hingegen ein Strich in der Mitte des feinen kopfsteingepflasterten Marmors, der den Weg vom Hauptplatz hinauf zum Kirchenturm weist. „Eine Markierung, die in allen istrischen Altstädten an der Küste üblich ist“, erklärt Angela.  Doch aufgepasst: Der Weg über den edlen Marmor der Region ist durch die vielen Passanten rutschig wie frisch gebohnertes Parkett. „Da hilft auch regelmäßiges Abrauhen mit der Flex kaum etwas“, gibt die gebürtige Slowenin lächelnd zu.

Kurs auf den Campagnile von Rovinj
Kurs auf den Campagnile von Rovinj

Eher geglättet wird hingegen das Image der Stadt. Der Busbahnhof wurde schon an die Peripherie verbannt und alle neuen Hotels müssen fünf Sterne tragen, so das angestrebte Ideal. Denn erklärtes Ziel der Stadtoberen ist es aus Rovinj das „St. Tropez von Kroatien“ zu machen, bestätigt Angela. Schon jetzt zieht die Küstenstadt mit einer Reihe ausgewählter Festivals und Veranstaltungen internationales Publikum an. Berühmt sind die Kunstausstellungen, die sich im Sommer vom Stadttor bis zur Kirche durch die Gassen mäandern, die Foto und Barock Days und das Fest des Heiligen St. Lorenz: „Ganz ohne elektrisches Licht, nur von Fackeln und Kerzen erleuchtet, präsentiert sich dann die Stadt“, strahlt Angela begeistert. Und wer glaubt Rovinj blüht nur im Sommer auf, der irrt, meint die werdende Mutter. Dank der milden Winter spielt sich das leben auch im Winter auf den Plätzen und Gassen ab.

Doch sein wahres Gesicht zeigt Rovinj besonders an den „Abenden der Fischertradition“, wenn die Stadt sich am Hafen versammelt und beim Stapellauf den Bau von Batanas feiert. Wenn Netze, Reusen und Körbe geflickt und geflochten werden und die Menschen ihre Herkunft zelebrieren. Dann wissen sie, was sie den Fischern zu verdanken haben.

Mehr Information

Das Haus der Batana (Museum)
Infotelefon: 805-266; 098/923-4505; 091/505 83 02
E-Mail: batana@rv-batana.htnet.hr

Kroatische Zentrale für Tourismus
Hochstr. 43
60313 Frankfurt am Main
Tel: 069/238 53 50
E-Mail: info@visitkroatien.de

Anreise:
Flug mit TuiFly und Air Berlin von Köln nach Rijeka oder mit Ryan Air ab Frankfurt Hahn bis Pula. Weiter mit dem Mietwagen bis Rovinj.

Übernachtung
Designhotel Lone
Luje Adamovića 31
55210 RovinjKroatien
www.lonehotel.com
www.maistra.com

Münster: Warum der Wochenmarkt das Herz der Stadt ist

Man kennt die „Leetze“ als Aushängeschild für die Fahrradstadt, die Käfige der Wiedertäufer am Lambertikirchturm, den Friedenssaal des Rathauses und sogar die TV-Kommissare der Stadt. Doch eigentlich ist es der Wochenmarkt, der die Westfalenmetropole in besondere Weise prägt. Einmal seinem Flair erlegen, kommt man nicht mehr davon los.

Samstag, 4. Juli 2015. Wenn ich wie heute morgen um halb sieben in aller früh über das Kopfsteinpflaster des Wochenmarktes schreite, überwältigen mich die Erinnerungen an meine Heimatstadt. Schon als Schüler schlug das Herz höher, wenn ich mich dem Platz vorm Dom näherte und bereits aus der Ferne die Rufe der Marktleute hörte, ihre oft witzigen Anpreisungen von Obst, Gemüse, Blumen, Käse oder Kuchen. Immer originell, selten langweilig und die Ware nie zu teuer.

Doch ich verband mit dem Wochenmarkt mehr als nur das reine Marktgeschehen. Das Herz schlug auch höher, weil es ja sein konnte, dass ich sie wieder traf. Meine heimliche Liebe vom Mädchen-Gymnasium. Seit unserem ersten Treffen, rein zufällig entstanden und im benachbarten Cafe Kleimann geendet, hoffte ich sie wiederzusehen. Seither war der Wochenmarkt eine echte Herzensangelegenheit.

Die gute Stube Münsters - der Prinzipalmarkt
Die gute Stube Münsters – der Prinzipalmarkt

Und so war es auch heute, mehr als 30 Jahre später. Immer noch ist es prickelnd – vergangenes vermischt sich mit neuem. Der Wochenmarkt schafft es immer wieder besondere Stimmungen zu erzeugen. Hier entstehen sie, werden gehegt und gepflegt, nehmen ihren Lauf und kehren in irgendeiner Form immer wieder zurück. Ein Magnet, ein wenig Droge. Ein ganz eigener Ort der Begegnung. Man trifft sich, spontan oder verabredet, man redet mit der Marktfrau, mit den Wartenden am Stand, tauscht sich aus, erkennt sich wieder, findet sich neu – damals wie heute.

Eigentlich gehöre ich ja schon lange nicht mehr dazu, und trotzdem bleibe ich immer ein Teil dieses Marktes. Das ist mir heute wieder klar geworden. Vielleicht auch deshalb: Da stand er immer noch – der schon in die Jahre gekommene Käseverkäufer mit seinem verschmitzten Grinsen, der mich einst mit ein paar Scheiben frischem Gouda nach einer Partynacht verköstigte, als wisse er genau, wie es heute um mich bestellt ist. Seine Kinder und Enkelkinder verkaufen jetzt die Käsespezialitäten aus nah und fern. Aber dabei sein wird er weiterhin, weil auch er dazu gehört und stolz darauf ist, Teil dieser einzigartigen allsamstäglichen Szenerie zu sein. Eine Szenerie, die an kaum einem anderen Stand so stimmungsvoll ist wie an diesem. Nirgens ist die Menschentraube so riesig, das Verkaufsgespräch so unkonventionell.

Schon um 6 Uhr öffnet der Münsteraner Wochenmarkt
Schon um 6 Uhr öffnet der Münsteraner Wochenmarkt

Ob beim Reibekuchen-, beim Backfisch-, beim Lakritz- oder beim Kaffeestand – gequatscht wird überall und schnell ist man auf dem neuesten Stand: „Marktschreierei“ sei neuerdings nur noch „in der letzten Stunde“ erlaubt, so wird gemunkelt. Andere schwärmen von den tollen mediterranen Dips, die es natürlich zum Probieren in Hülle und Fülle gleich hinter den Kräuterständen gibt. Und der Capuccino direkt vorm Dom – sein Aroma ist schon ziemlich klasse, da sind sich die meisten einig …

Ich weiß nur eins: Wäre ich bei einem Münster-Besuch nicht dort gewesen, der Besuch wäre nur halb so intensiv. Der Wochenmarkt ist nämlich eine Herzensangelegehenheit.

Das Cafe Kleimann hat nach wie vor Kultstatus...
Das Cafe Kleimann hat nach wie vor Kultstatus…

Hündeleskopfhütte: Vegetarische Berghütte in den allgäuer Alpen eröffnet

Oberhalb des Pfrontener Ortsteiles Kappel liegt die Hündeleskopfhütte, die erste vegetarische Berghütte der Alpen. Die neue Pächterin Silvia Beyer eröffnete Anfang Juni 2015 die Türen zu der neuesten Pfrontener Einkehrmöglichkeit und freut sich auf die erste Sommersaison. Statt Schnitzel, Speck und Wurst kommen hier Spinatnocken, Schlutzkrapfen, Kässpatzn und viele weitere fleischlose Allgäuer Gerichte auf die Teller der Wanderer.

Panoramablick von der Hütte; Foto Pfronten Tourismus

Panoramablick von der Hütte; Foto Pfronten Tourismus


In einer knappen Stunde erreichen Wanderer auf direktem Weg die Hündeleskopfhütte – ein beliebtes Wanderziel, mitten in der Allgäuer Landschaft. „Die besondere Atmosphäre der Hündeleskopfhütte hat mich schon immer angezogen“, schwärmt die neue Pächterin der auf auf 1.180 Meter Höhe gelegenen Hütte. Von allen Seiten ist sie gut zu Fuß zu erreichen und biete ein „phantastisches Bergpanorama von der Voralpenlandschaft bis zu den Allgäuer, Tannheimer und Ammergauer Alpen“ bescheibt die Nesselwangerin Silvia Beyer von ihrer neuen Wirkungsstätte.
Hüttenpächterin Silvia Beyer; Foto: Pfronten Tourismus

Hüttenpächterin Silvia Beyer; Foto: Pfronten Tourismus


„Viele der typischen Allgäuer Gerichte sind traditionell fleischlos, ich biete ganz typische Heimatgerichte aus gesunden Zutaten an.“ Ob die Hütte geöffnet ist, erkennen Besucher an der gehissten Hüttenfahne, die von vielen Punkten im Pfrontener Tal aus gesehen werden kann.

Anlaufstelle für Wanderer, Radfahrer und Rodler
Die Hündeleskopfhütte ist ein Ganzjahresbetrieb, im Sommer legen hier sowohl Wanderer als auch Radfahrer gerne eine Pause ein. Mit dem Drahtesel lässt sich die nur wenige hundert Meter neben einer beliebten MTB-Strecke gelegene Hündeleskopfhütte gut erreichen: Vom Ausgangspunkt in Pfronten-Kappel am Waldseilgarten geht es über knapp zwei Kilometer steil bergauf. Etwa 250 Höhenmeter muss ein Radfahrer bezwingen, bevor die Hütte erreicht ist. Zu Fuß gelangt man nach einer kurzen Wanderung über die gleiche Route zur Hütte.

Eine Spezialität: Der Dinkelzopf; Foto: Pfronten Tourismus

Eine Spezialität: Der Dinkelzopf; Foto: Pfronten Tourismus


Wanderfans finden in der Region zahlreiche Wanderwege. Eine Route führt auf 13 Kilometern vom Pfrontener Ortsteil Kappel über gut 800 Höhenmeter rund um den Edelsberg, hier laden mit der Hündeleskopfhütte nicht nur insgesamt vier Berghütten zur Einkehr ein, vor allem eröffnet sich ein spektakulärer Rundblick auf die Voralpenlandschaft mit den zahlreichen Seen.

Im Winter dient die Hütte zugleich als Ausgangspunkt einer beliebten Rodelstrecke, dann kann der Rückweg der aussichtsreichen Winterwanderroute von Pfronten-Kappel bis zur Hündeleskopfhütte oder noch weiter bis zur Kappeler Alp mit dem Rodel zurückgelegt werden.

Mehr Information
Jan Schubert
Pfronten Tourismus
Vilstalstr. 2, 87459 Pfronten
Tel.: +49 (0)8363-698-38
www.pfronten.de