Vilnius: Stadt der Kreuze und Metamorphosen

Einen einzigartigen Architekturmix aus Renaissance, Klassizismus, Backsteingotik und Barock macht die litauische Hauptstadt aus. Dazu verwinkelte Kopfsteinpflastergassen, unzählige Kirchen, eine alte Universität, das Tor der Morgenröte und die Burg von Gediminas – Vilnius Palette der Sehenswürdigkeiten kann sich sehen lassen, aber nicht nur das…

Dass die litauische Hauptstadt im Jahr 2009 nicht nur Kulturhauptstadt Europas war, wissen vor allem die Einheimischen selbst. Vilnius feierte auch das 1000-jährige Bestehen seiner Namenserwähnung – und machte damit zugleich auf eine lange Tradition als Stadt verschiedener Kulturen und Einflüsse aufmerksam.

Laima Andrikyte mit Palmwedel

Laima Andrikyte mit Palmwedel

„Es ist die Stadt vieler Konfessionen und Nationalitäten“, sagt Laima Andrikyte, die eloquente Uni-Lektorin in lupenreinem Deutsch. „Klein Europa“ nennt sie ihre Stadt, die noch bis zum Jahr 1387 heidnisch war und erst dann zur „Stadt der Kreuze“ wurde. Es sei auch die „Stadt der Metamorphosen“, fährt Laima Andrikyte fort, als Pole sei man geboren, aufgewachsen in der Sowjetunion und schließlich sterbe man in Litauen.

Ein Gang durch die barocke Altstadt, die seit 1994 zum Unesco Weltkulturerbe gehört, offenbart ihre historischen Schätze aus den verschiedenen Epochen. Vom Tor der Morgenröte, dem letzten erhaltenen von ehemals zehn Stadttoren mit der Kapelle und dem Wunderbild der Heiligen Jungfrau Maria, einem weltberühmten Renaissancegemälde, das Pilger aus aller Welt anzieht, geht es vorbei an der orthodoxen Kirche des Heiligen Geistes hin zur barocken St. Kasimirkirche, die in der Sowjetzeit ein Museum für Atheismus beherbergte. Der Rathausplatz mit seiner Jahrhunderte langen Tradition als Kreuzung der Handelswege osteuropäischer Kaufleute und die alte Pilies Straße, wo einst Könige und päpstliche Gesandte ihren Weg zur Burg nahmen.

Rathausplatz mit Rathaus

Rathausplatz mit Rathaus

Neben vielen Barockbauten kommt auch die Gotik nicht zu kurz: zu sehen an der St. Annenkirche, einem Meisterwerk des Backsteingotik, das Napoleon auf seinem Zug durch Litauen am liebsten „auf Händen nach Paris“ getragen hätte, wie die Legende überliefert. Historisches Zentrum ist der Kathedralenplatz mit dem Glockenturm und der Erzbischöflichen Basilika. Hier am Zusammenfluss der beiden Flüsse Neris und Vilnia begann 1989 der „Baltische Weg“, jene 595 Kilometer lange Menschenkette von Vilnius nach Tallinn, mit dem die Balten ihre Unabhängigkeit forderten. Gipfel und Höhepunkt der vielseitigen Altstadt mit ihren 45 Kirchen ist der über der Stadt thronende Burgturm von Gediminas – dem Gründer von Vilnius.

Haus im Künstlerviertel Uzupis

Haus im Künstlerviertel Uzupis

Kurz vor dem Start als gastgebende Kultur-Hauptstadt hatten die Verantwortlichen stolz darauf hingewiesen, dass Vilnius die erste Kultur-Hauptstadt Osteuropas sei, an der Schnittstelle zweier Zivilisationen. Dabei übernahm vor allem das Künstlerviertel Užupis eine gewisse Vorreiterrolle.

Das Stadtviertel hat eine eigene Hymne, eine Verfassung, einen Präsidenten und den ältesten Friedhof von Vilnius. Laut Verfassung hat hier jeder das Recht glücklich zu sein, „Artikel 17 gewährt auch das Recht unglücklich zu sein“, ergänzt Frau Andrikyte schmunzelnd. In diesem an Montmatre erinnernden Viertel „jenseits des Flusses“, so der Name, tummelt sich seit je die Künstlerszene. Festivals der alternativen Mode, Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen, Lesungen und originelle Feste werden veranstaltet. Was hier seit Jahren entstand, nahm maßgebelichen Einfluss auf das Spektakel von 2009 und passte zum Schlüsselmotiv des Kulturjahres. „Seine eigene Umwelt aufbauen“ lautete der Grundtenor. Jeder kann selbst etwas tun, nicht abstrakt, nicht fremd, einfach durch sich selbst.

Kathedralenplatz mit Erzbischöflicher Basilika

Kathedralenplatz mit Erzbischöflicher Basilika

Auch in diesem Jahr ziehen zahlreiche Veranstaltungen Besucher in die litauische Hauptstadt: Am 22./23. August findet der Bartholomäusmarkt statt, vom 5. bis 7. September die Vilnius Stadttage und vom 16. bis 19. Oktober das 27. Vilnius Jazzfestival. Und im September können Lauffans am Stadt-Marathon teilnehmen.

Gründe genug für eine baldige Reise ins Baltikum.

Mehr Information
Der Hamburger Reiseveranstalter Schnieder Reisen führt eine Reihe interessanter Reisen in seinem Programm, die in die litauische Hauptstadt führen. Das Angebot reicht von individuellen Städtetrips bis zu geführten Rundreisen, bei denen neben anderen Höhepunkten im Baltikum auch Vilnius auf dem Programm steht.

Eine 3-tägige Städtereise nach Vilnius kostet ab 428 Euro inklusive Flug, Transfers und Unterkunft mit Frühstück. Es können Hotels unterschiedlicher Kategorien gewählt werden.

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