Ja es gibt ihn noch, den guten alten VW-Käfer – für viele Kultfahrzeug der 1960er, 1970er und 1980er Jahre. Nicht dass er das Straßenbild Mexikos bestimmt, nein, aber er taucht zuverlässig auf. Mal knattert und röhrt er reichlich demoliert über das Kopfsteinpflaster, mal gleitet er mit tadellosem Lack leicht frisiert über die Avenida, mal ächzt er mit fünf Personen reichlich überladen über die Uferstraße und verbreitet seinen unnachahmliches luftgekühltes Motorengeräusch. Wo er auch erscheint, da verbreitet er den Hauch des unperfekten, sympathischen Autos als zuverlässigen Wegbegleiter. Weiterlesen
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Mexiko (8): Warum auf Yucatán alles besser ist
Wer Palenque, die alte Maya Stadt mit ihrem Palast, Totengrab und den verschiedenen Tempeln, vorzugsweise in den frühen Morgenstunden, wenn sich der Nebel langsam lichtet, gesehen hat, wird diesen Eindruck kaum wieder vergessen. Und man hat zugleich einen eindruckvollen Vorgeschmack auf alle weiteren freigelegten Mayastätten bekommen, die auf der Reise durch Yucatán noch folgen werden. Wenn man sich dann noch klar macht, das die freigelegte Anlage in Palenque lediglich zehn bis 15 Prozent der gesamten Bauten darstellt, die insgesamt die Stadt umfassen, dann weiß man, was die Undurchdringbarkeit des Urwaldes eigentlich bedeutet. Palenque ist eine Stadt, die erst 1952 durch den Archäologen Alberto Ruz Lhuillier vollständig entdeckt wurde. Er fand unter dem „Tempel der Inschriften“ die Grabkammer des Herrschers Pacal.
Am besten ist es, sich von den über das Areal pilgernden Gruppen zu distanzieren und auf die Stufen eine Tempels zu setzen, und sich selbst vorzustellen, wie das Leben sich in der Blütezeit zwischen 600 und 800 nach Chr. hier abgespielt haben mag. Wohlgemerkt, bei all den gigantischen Anlagen handelt es sich immer um die Bauten der herrschenden Dynastie, administrative, religiöse, justiziable Bauten, die die Macht der herrschenden Pacal-Dynastie widerspiegeln. Die Bevölkerung lebte in den einfachen Mayahütten, die meist mit Stroh bedeckt und nicht aus Stein gebaut sind.
Was in jedem Fall beim langsamen Durchdringen der besichtigten Anlage hängen bleibt, ist die Einsicht, dass es sich dbei um hohe Bau- und Ingenieurkunst gehandelt hat. Auch die vielen leider immer mehr verwitternden Fresken an den Säulen und Wänden machen klar, dass den Maya Erkenntnis und Wissen um die Welt und deren Zusammenhänge sehr wichtig waren.
So wundert es nicht, dass die Halbinsel Yucatán heute als eine Art Vorzeigeregion angepriesen wird. Hier ist die Kriminalitätsrate landesweit am niedrigsten, die Korruption am wenigsten verbreitet, hier werden Straßen gebaut, wo anderswo Jahrzente ins Land gehen. Und hier wird das kulturelle Erbe mit wachem Bewusstsein gepflegt. Auch weil sich ein Großteil der Mayamentalität in dieser Region Mexikos bis in höhere Entscheidungsebenen von Regierung und Verwaltung durchgesezt hat und zum maßgeblichen Grundwsatz des Handels geworden sind.
Unser Bus fährt bis nach Campeche, der Hauptsadt des gleichnamigen Bundesstaates. Eine bunte farbenfreudige Stadt mit bewegter kolonialer Vergangenheit und zugleich eine wichtige Hafenmetropole.
Einst spielte sich das Leben zwischen der Puerta de Tierra, der dem Land zugewandten Seite der Stadt und der Puerta del Mar, der Seeseite ab, vier baluartes, Wachtürme sicherten die Stadt nach allen Himmelsrichtungen gegen Piraten ab. Heute ist die 180.000 Einwohner zählende Stadt weit über diese Grenzen hinaus gewachsen, doch das eigentlich pulsierende Leben spielt sich weiterhin rund um den Zocalo und den daran angrenzeneden Straßen ab. Schicke landestypische Restaurants, die trotzdem preiswert sind, sowie stilvolle Läden mit Kunsthandwerk und Schmuck bieten für jeden Geschmack etwas.
Fitness wird bei den Yucatecos groß geschrieben
Der Malecón, die Uferstraße, führt am Golf von Mexiko entlang, was man vergeblich sucht, sind Cafes und Restaurants, die erst weit außerhalb des centro historico in überschaubarer Anzahl auftauchen. So ist es wohl eher eine europäische Vorstellung, dass das Leben sich unbedingt am Wasser und Strand abspielen sollte, wenn ein solches vorhanden ist. Hier dient der Malecón als Fitnessstrecke. Jung und alt, Mütter wie Väter, Anwalt wie Arbeiter nutzen vor allem die Zeit vor dem Sonneuntergang um zu joggen, Zumba zu tanzen oder Gymnastik zu machen.
Die Sportbegeisterung und körperliche Fitness scheint bei den Yucatecos hoch angesehen zu sein. Dazu passt, dass Alkohol und Zigaretten kaum im städtischen Leben eine Rolle spielen. Wirkt der Geist der Mayas tatsächlich nach? Vielleicht, denn auch die Jugend scheint erpicht auf Leistung und kreatives Tun. Eine Band hat sich auf einem Rondell am Malecón formiert, die gut 25 jungen Leute trommeln und blasen mit Verve und Leidenschaft ihre jeweiligen Instrumente. Etwas weiter Richtung Zocalo tanzt eine Gruppe kostümierter Tänzerinnen und Tänzer Salso und Son vor der Fassade einer Kirche. Und aus der nächsten Gasse ist Gesang zu hören.
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Zweiwöchige Mexiko Rundreise mit SKR Reisen
Mexiko (7): Chiapas – einsame Bergwelt, Ex-Rebellengebiet und eine charmante Hauptstadt
In Richtung Golf von Mexiko führt die Route über die mächtige Sierra Madre de Chiapas in den gleichnamigen Bundesstaat, der bekannt ist für seine Rebellen, die sich auf den einstigen Befreier Zapatos berufen. Es ist zugleich das Gebiet der Maya, wie überall auf der Halbinsel Yucatan. Weiterlesen
Mexiko (5): Wie aus Kräutern und Insekten Wandteppiche entstehen
Ein Selbstbildnis von Frida Kahlo mit vier Papageien. Das bedeutet vor allem viele verschiedene Farben und ein genaues Verständnis dafür, wie das Bild auf dem künftigen Wandteppich angelegt werden soll. Hohe Webkunst beherrscht man im Casa Ollin in dem indianischen Dorf Teotitlán del Valle, nahe Oaxaca seit Generationen.
Viridiana und Jesús haben die Webwerkstatt von den Eltern und Großeltern übernommen. Die anspruchsvolle Arbeit an Frida Kahlo wird gut vier Monate in Anspruch nehmen, gut fünf Stunden täglich, um die 40 Fäden müssen permanent verwebt werden. „Eine Auftragsarbeit“, sagt Jesús, die er für ein Ehepaar aus Dänemark anfertigt. Mittlerweile gibt es viele solcher Aufträge, auch aus Deutschland. Eine TV-Reportage, ein Zeitungsbericht – schnell war der Radius ins internationale Geschäft erweitert.
Doch was das besondere der Webkunst im Casa Ollin ausmacht sind die Rohstoffe, aus denen die Stücke hergestellt werden. Merinowolle von einheimischen Schafen aus der nahen Sierra bildet die Basis. Aufwändig gebürstet wird die rohe Wolle damit sie fein und weich ist, alles in mühsamer Handarbeit.
Baumwurzel sorgt für die Farbfixierung
Und die Farben entstehen aus Kräutern, Nussschalen, Baumrinden und aus der Cochinilla, einem Insekt der Region. Zerreibt man das kleine Insekt so ergibt sich daraus eine rosarote Farbe, die Blüten eines Herbstgewächses liefern die gelbe Farbe und die Schalen von Walnüssen den braunen Farbton.
Das Extrakt einer Baumwurzel sorgt für die Fixierung der Farben und für ihren nachhaltigen Schutz. Somit kommt die Webwerkstatt ohne jeglichen chemischen Zusatz aus.
Auch die verwendeten Motive spiegeln den kulturellen Raum der hiesigen indianischen Bevölkerungsmehrheit wider. So etwa der Arbol de la vida, der Lebensbaum, der die Zusammengehörigkeit der Familie symbolisiert.
Ob Romina, die zweijährige Tochter, das Geschäft der Eltern weiter fortführen wird, ist anzunehmen. Schon jetzt flitzt sie durch den Verkaufsraum und hüpft auf die Teppiche, als wäre sie mit ihnen verwoben.
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Zweiwöchige Mexiko Rundreise mit SKR Reisen
Mexiko (4): Oaxaca – Liebe auf den ersten Blick
Meistens erlebt man eine neue Stadt viel intensiver, wenn man sich auf den Zócalo, den Hauptplatz, setzt und dem Treiben der Menschen zuschaut. Wie der Schuhputzer zum dritten mal seine eigenen Schuhe poliert und irgendwann etwas frustriert seine Sachen packt und den Platz verlässt. Wie die junge Frau ihrem kleinen Sohn das Laufen beibringt und ihn mit Geduld und Hingabe immer wieder aufs Neue ermuntert. Wie die alte Frau mit ihren Stoffen und Decken unter der Palme sitzt und plötzlich von zwei jungen Mädchen einen Blumenstrauß geschenkt bekommt und ihr Lächeln so ergreifend ist, weil es wie ein Auftauen nach einer langen Frostperiode erscheint.
Wie die vielen Verkäufer nicht müde werden ihre Ware feilzubieten – Süßigkeiten, Maisfladen, Kochlöffel, kleine Yoyo-Spiele und jede Menge Krimskrams. Wie die Musiker vor den Arkaden ihr ganzes Repertoire abrufen, um die Leute in den Cafes zu begeistern.
Und wie die Organisation der Armen Mexikos vor dem Rathaus mit Plakaten und Transparenten von der Regionalregierung fundamentale Rechte einfordert, wie Elektrifizierung, Wasserversorgung und bezahlbaren Wohnraum.
Natürlich sind auch ein Besuch der Kathedrale und ein Rundgang durch diese Weltkulturerbe-Stadt mit ihren vielen kolonialen Gassen und Straßen eine Wonne. Wer einmal hier ist möchte länger bleiben.
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